Russische orthodoxe Kirchengemeinde Lienz
Titular-Schirmherrschaft (posthumes Gedenken):
Lydia und General Pjotr Nik. Krasnow
General Helmuth von Pannwitz
«Lienzer KOSAKEN-BOTE»
Nr. 8
April-Mai 2017 (erscheint halbjährlich)
Nachrichten des Dr. Georg Kobro-Kosakenmuseums
und Kosaken-Forschungszentrums Lienz
Zielsetzung: museale Forschung und Erinnerung
an die Kosakentragödie vom Mai/Juni 1945.
wissenschaftliche Projekte und Öffentlichkeitsarbeit
Internationaler «Brückenbau» der Verständigung
Österreich-Deutschland-Russland-Italien-England
Herausgeber:
«Förderverein des Kosakenmuseums Lienz e.V.»
Erzdiakon Dr. Georg Kobro, wissenschaftl. Leiter, Obmann
Sekretariat:
Frau Erika Pätzold, Obfrau, Tel + 43 (0)4852- 644 75
Redaktion, Layout: Herr Pavel Khudyakov
Historischer Verweis im Internet:
Bild von Sergej Korolkoff:
«Auslieferung der Kosaken in Lienz am 1.6.1945»
Anfragen zu Besuch, Führungen an Sekretariat oder: kobro@uni-mainz.de
Spendenkonto s. unten. Allen Spendern ein herzliches
Vergelt’s Gott und Dankeschön! Ohne Ihre Unterstützung könnte
das Lienzer KOSAKENMUSEUM nicht existieren.
Bankverbindung in Österreich
IBAN AT12 4073 0130 1000 0998
BIC OVLIAT21XXX DolomitenBank Osttirol, Lienz
Empfänger: Dr. G. Kobro/E. Pätzold Zweck: Förderverein Kosakenmuseum Lienz
«Будучи казаком, оставался до мозга костей всегда Русским»
«Er war ein Kosake, blieb aber zugleich ein überzeugt-begeisterter Russe»
aus: Nachruf auf Georgij Mitrofanowitsch Moiseew (+ 2013, Kanada)
Kosaken heißt für Alte und Junge: Liebe zur Tradition, Liebe zu Rußland.
Der Glaube gehört zum Kosakentum wie die Liebe zu Vaterland und Freiheit.
Aus: Comeback der Kosaken, in: Focus Nr. 42/1993, S.99.
Die Kosaken haben die gesamte Geschichte Rußlands geprägt.
Nicht umsonst nennen uns die Europäer «Kosaken».
Das ganze russische Volk wünscht sich, Kosaken zu sein.
Leo Tolstoi, Brief 1870
«What are Cossacks? Cossacks are those Russians, who have fought
as the first against the Infernatl Evil of Bolshevism.»
aus: Petition/Eingabe, August 1946. Russ. Lager Kellerberg, Kärnten/Österreich
Die Kosaken waren ein einmaliger russischer Menschenschlag.
Alexander Solzhenizyn, russ. Schriftsteller und Publizist von Weltruhm
(„Archipel Gulag“ u.a.)
Hinweis: der gängige Ausdruck «die Kosaken, ein Reitervolk, wurden an die Russen ausgeliefert» ist sachlich falsch und als russenfeindlich-volksverhetzend inakzeptabel. Richtig ist: Kosaken waren im Russischen Reich kein Reitervolk, sondern ein russischer Wehrbauern- und Berufskriegerstand. Auch waren die Kosaken kein gesondertes Volk sondern eine russische Volksgruppe, sie sprachen/sprechen Russisch, die Sowjets ebenso. Die russischen Kosaken, politische Gegner des kommunistischen Regimes in der UdSSR, wurden an die Sowjets ausgeliefert. Der Unterschied lag nicht im Ethnischen, sondern im Politischen. Das gesamte russische Volk war zur Sowjetzeit in seiner Heimat von der totalitären kommunisten Gewaltherrschaft ebenso geknechtet/unterjocht wie die zwölf Kosakengemeinschaften, welche in ihren halbautonomen Wehrbezirken inselartig in Enklaven verstreut an den russischen Südgrenzen bis 1917 lebten. Heute wirken Kosaken als heimatverbunden-patriotische Trachten-, Sport- und Bürgerwehr-Verbände.
* * * *
Liebe Freunde und Förderer des Lienzer Kosakenmuseums!
Frohe Ostern: CHRISTOS WOSKRESSE!
CHRISTUS IST WAHRHAFTIG AUFERSTANDEN!
Wir möchten Ihnen im folgenden einen kurzen Überblick über
die Neuigkeiten des KOSAKENMUSEUMS und
Kosaken-Info-Zentrums in Lienz geben.
Anmerkung: zu den Lienzer Ereignissen der vergangenen drei Jahren verweisen wir den geneigten Leser auf frühere Ausgaben unseres «Kosaken-Boten».
Zunächst darf festgestellt werden, dass sich unser Kosakenmuseum Lienz erfreulicherweise sehr erfolgreich weiterentwickelt hat. Seltene historische Objekte/Ausstellungsstücke konnten erworben, katalogisiert und ausgestellt werden.
Auch die Öffentlichkeitsarbeit wurde fortgesetzt: neue Kontakte konnten aufgebaut werden, Auskünfte und Beratung erteilt, das Museum der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Eine Reihe von ehrgeizigen Projekten (Publikationen) harrt freilich noch ihrer Umsetzung, denn: zu den Hauptschwierigkeiten gehört die Finanzierung unseres privat geführten Kosakenmuseums: sie bereitet uns Kopfzerbrechen. Hier sollte der Kreis der Spender/Förderer kontinuierlich ausgebaut werden, da wir sonst weiterhin am Hungertuch nagen und manche Initiativen vorerst unverwirklicht bleiben müssen.
Doch können wir glücklicherweise zur Zeit immerhin bereits auf eine beständige Mitgliederzahl unseres «Fördervereins Kosakenmuseum Lienz» bauen, was unserem Vorhaben in bescheidenem Rahmen verlässlich hilft. An dieser Stelle ein herzliches Vergelt’s Gott allen, die uns unterstützen!
KOSAKEN-CHRONIK
Jeden Monat (jeweis am Monatsende) reisen am Freitagabend zwei russisch-orthodoxe Geistliche nach Lienz an, um hier Gottesdienste zu feiern und Seelsorge-Gemeindearbeit mit den ortsansässigen orthodoxen Christen zu leisten:
aus München kommt Priester Viktor Meshko, oft mit seinem Sohn, dem Ministranten Philipp Meshko, und aus Landsberg am Lech reist Erzdiakon Dr. Georg Kobro an, der als Historiker und Kosakenexperte das von ihm 20114 gegründete Kosakenmuseum in Lienz leitet. Am letzten Samstag im Monat findet dann im Antoniuskirchl am Hauptplatz, welches seit 1945 auch der russisch-orthodoxen Gemeinde zur Verfügung steht, eine Liturgie (Messe) statt, anschließend ein geselliges Beisammensein der Gemeinde. Danach begeben sich die beiden Geistlichen jedes Mal zum Kosakenfriedhof, wo sie ein verinnerlichtes Requiem für die 1945 hier tragisch umgekommennen Kosaken zelebrieren. Anschließend geht es zu zwei weiteren russischen Gemeinden: nach Villach und Klagenfurt. Und an den darauffolgenden drei Wochentagen (Mo-Di-Mi) arbeitet Dr.G.Kobro im Kosakenmuseum als Fachmann/Kosakenexperte und Konservator. Für interessierte Besucher werden Führungen angeboten.
Zu einem festen Bezugspunkt auf dem Erinnerungsweg an die Kosakentragödie wurden in Lienz-Peggetz seit vergangenem Jahr zusätzlich folgende zwei Stätten, 300 Meter vom Kosakenfriedhof Drau-abwärts am Radwanderweg gelegen: das von uns aus Spittal gerettete und restaurierte Denkmal des Zaren-Leibkosaken Sergej Diubin sowie das ihm gegenüberliegende hölzerne „Marterl“-Erinnerungsschild an die früher hier befindliche Kosakenbrücke, von welcher am 1. Juni sehr viele Kosaken-Frauen und Kinder in den Freitod gingen.
Somit liegen in Lienz jetzt vier Kosaken-Erinnerungsstätten nahe aneinander: Der Kosakenfriedhof mit der beeindruckenden russischen Holzkapelle, 300 m davon die obenerwähnten zwei Gedenk-objekte, sowie (über den Drausteg) im gegenüberliegenden Ort Tristach: der „Pannwitz-/Kosaken-Stein“, ein 1983 errichtetes Denkmal für den beliebten, heldenhaften Feldataman General Helmuth von Pannwitz und seine rd. 30.000 Kosaken des XV.Kosaken-Kavallerie-Korps, welche in enger verwandtschaftlicher, volkstumsmäßiger und militärischer Beziehung zu den Angehörigen der „Kosaken-Kolonie/Kasatschij Stan“ standen und ebenso wie diese Ende Mai von den Briten an die Sowjets ausgeliefert wurden.
Neuigkeit: Unser 2014 gegründetes Anfangs-Museum und Widum in der Kärtnerstr. 1 wird zum 1. Mai d.J. aufgegeben, da das Kosakenmuseum seit Mai 2016 in neue, größere Räumlichkeiten am Hauptplatz 3 umgezogen ist.
NEUERWERBUNGEN UNSERES KOSAKENMUSEUMS
Wir möchten im folgenden mehrere wertvolle Neuerwerbungen von hohem Seltenheitswert vorstellen, welche unser Kosakenmuseum in den letzten Monaten zusätzlich bereichert haben:
- Im Dezember 2016 wurden uns von Nachbarn des 1995 in Lienz verstorbenen Kosaken Paul Kowalenko, eines Überlebenden der Auslieferungen, dessen persönlichen Archivdokumente sowie sein Säbel überreicht.
- Ferner erhielten wir ein besonders seltenes Stück: es handelt sich um die Armbinde eines Jungkosaken aus dem „Mobilen Kosaken-Stan“, mit der genähten Aufschrift „Jungkosaken-Schule“. Die Kosaken-Kadetten waren zuletzt im Mai 1945 in Amlach untergebracht. Sie nahmen am letzten Gottesdienst am 1. Juni steil, von wo sie mit allen anderen von den Briten ausgeliefert wurden. Entstehungsort- und Zeit der Armbinde: vermutlich Nord-Italien 1944, in den Kosaken-Wanderwerkstätten genäht. Wir können annehmen, dass diese Armbinde zweiundsiebzig Jahre nach der Auslieferungstragödie uns als einzige ihrer Art erreicht hat.
- Uniform-Ärmelteil mit dem gestickten Emblem der russischen St.Andreas-Flagge und den Buchstaben „ROA“ für „Russische Befreiungsarmee“. Bekanntlich schlossen sich in den letzten Monaten vor Kriegsende alle Kosakenverbände der „Russischen Befreiungsarmee“ des Generals Andrej Wlassow an, dessen politisches Programm eines freien, demokratischen Russland ihnen zusagte. Die Kosakenführung hoffte, mit diesem Programm bei den demokratischen Westalliierten als eine „Dritte Kraft“ punkten zu können und ihren antikommunistischen Befreiungskampf um Russland fortführen zu können. Indes wurde Wlassow und seine russischen Divisionen zeitgleich in Bayern (Plattling) von den Amerikanern an die Sowjets ausgeliefert, ebenso wie in Österreich die Kosaken durch die Briten.
Ebensolche Rarität:
Deutsch-russisches Soldbuch eines Angehörigen der ROA-Wlassow’schen „Russischen Befreiungsarmee“, vermutlich von einem Kosaken bei der Auslieferung in Lienz verloren.
Brisanter Sensationsfund:
Tagebuch eines Miglieds der „Mobilen-Kosakenkolonie/Kosaken-Stan“, des Kosaken Iwan N. Tscherenkow. Umfasst die Jahre 1941 bis Januar 1945. Der Besitzer wurde in Lienz am 1. Juni zusammen mit zehntausenden anderer Leidensgenossen von den Briten an die sowjetischen KGB-Spezialtruppen ausgeliefert.Er überlebte eine 10jährige Lagerhaft in Sibirien, lebte und starb in einem Kosakendorf am Don bei seiner Tochter.
Gefunden wurde das Tagebuch nach der Auslieferung von ortsansässigen Buben. Einer von ihnen, Josef Unterguggenberger, benutzte es in der Nachkriegszeit noch jahrelang als Schulheft, was den Text wohl rettete. Das Tagebuch wurde 2004 von Herrn Prof. H. Stadler ausgestellt, anschließend seinem Besitzer zurückgegeben. Nun spendete Herr Unterguggenberger es im Dezember 2016 unserem Kosakenmuseum. Als Projekt unseres Fördervereins befasst sich Dr. Georg Kobro zur Zeit mit einer wissenschaftlichen Auswertung der handschriftlichen Textinhalte, wonach sie von ihm übersetzt und kommentiert publiziert werden. Frau Erika Pätzold wird im Nachwort von ihrem Besuch bei der Tochter des Tagebuch-Verfassers, welche betagt am Don lebt, berichten.
Antiquarische Bücher
aus der Feder des Generals Pjotr Nikolajewitsch Krasnow:
Roman „Die Donkosaken des Atamans Platow im Krieg gegen Napoleon 1812“. Die freie deutsche Titel-Übersetzung lautet: „Eroica“. München 1928, Bd. 1-2.
Derselbe Verfasser:
Die Amazone der Wildnis. Jena 1924. Hervorragend übersetzt durch den deutsch-russischen Balten R. Freiherr von Campenhausen.
Zwei Feldpostbriefe von Offizieren des „Deutschen Rahmnpersonals“ des XV. Kosaken-Kavallerie-Korps „Helmuth von Pannwitz“
Historische Rarität:
1962 gab der exil-russische Verein „Freies Russland“ in den USA (zum antikommunistischen politischen russ. Diaspora-Bund NTS gehörend) zum 15jährigen Gedächtnisjahr der Hinrichtung von General P.N.Krasnow Briefmarken mit folgendem russisch-englischen Text heraus:
„The 15th anniversary of the day when Ataman Krasnow and his Cossacks
gave their lives for Russia“.
1 Paar „Kosaken-Latschn“: abgenutzte orientalische Damenpantoffeln, wohl kaukasischer Provenienz. Gestiftet vom Kosaken-Mesner Kusma Kostromin an Lienzer Schmid Duregger, von diesem als Museumsgabe erhalten.
Wissenschaftliche Untersuchung zum Thema „Kosaken in Lienz“
Frau Nathalie Pichler aus Lienz, Studentin an der Universität Klagenfurt, schrieb mit unserer Beratung Ihre Bachelor-Arbeit zum Thema „Kosaken in Lienz. Lokale Erinnerungskultur“; die Arbeit wurde mit der Note 2,0 bewertet. Wir gratulieren herzlich! Ein Exemplar schenkte die Verfasserin unserer Kosakenmuseums-Fachbibliothek.
VERANSTALTUNGSKALENDER
Unsere jährlichen Gedenkfeierlichkeiten finden in Lienz heuer
an folgenden Tagen statt:
Samstag, 27. Mai 2017
- 7.00-9.00 Uhr Liturgie im Antoniuskirchl/orth. hl.Andreas-Kosakenkirche am Hauptplatz.
- 10.00 Uhr Pannwitz-/Kosakenstein in Tristach: russ.-orth. Gedenkfeier für General Helmuth von Pannwitz und die rd. 30.000 Mann seines XV. Kosaken-Kavallerie-Korps
- 11.00 Uhr Kosakenfriedhof Lienz-Peggetz: russ.-orth. Gedenkfeier
- 12.00 Uhr ehemalige Kosakenbrücke: Totenehrung am Holz-“Marterl“
Sonntag 28.Mai:
- 8.30 bis 9.30: Morgenlob im Antoniuskirchl/orth. hl.Andreas-Kosakenkirche am Hauptplatz
- 10.00 bis 12.00 Uhr sowie
- 14.00 bis 17.00 Uhr: Besichtigung des Kosakenmuseums in Lienz, Hauptplatz 3.
Montag 29. Mai:
- 10.00 bis 12.00 Uhr, 14.00 bis 17.00 Uhr Besichtigung Kosakenmuseum Lienz, Hauptplatz 3
Donnerstag 01. Juni (Gedenktag der Auslieferung):
- 00 Uhr Pannwitz-/Kosakenstein in Tristach: russ.-orth. Gedenkfeier
- 11.00 Uhr Kosakenfriedhof Lienz-Peggetz: russ.-orth. Gedenkfeier
- 12.00 Uhr ehemalige Kosakenbrücke: Totengedenken am Holz-“Marterl“
Sa, 14. Oktober 2017 orth. Fest „Maria Schutz/Pokrov“. Patrozinium der Kosakenkapelle am Kosakenfriedhof und Geburtstag von General Helmuth von Pannwitz:
- 9.00 bis 11.00 orth. Litugie am Kosakenfriedhof in Lienz-Peggetz. Uhr orth. Gedenkfeier für Helmuth von Pannwitz am Kosakenstein in Tristach.
Mittwoch, 1. November: Allerheiligen
- 10.00 bis 16.30 Uhr Kosakenmuseum: Führugnen
- 17.00 Uhr orth. Andacht am Pannwitz-/Kosakenstein in Tristach
- 17.30 orth. Totengedenken am Kosakenfriedhof Lienz-Peggetz
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Öffnungszeiten des Kosakenmuseums Lienz:
jeweils an drei Werktagen am Monatsende 10-12 und 14-17 Uhr:
Juni 2017 Mo-Di-Mi: 26.-29. 06.
Juli: 24.-27. 07. Augsut:29.-31. 08.
September: 25.-27. 09. Oktober: 30.10.-31.10. und 01.11.
November: 27.-29. November Dezember: 18.12.-20.12.2017
Zur gef. Beachtung:
Die Jahres-Hauptvrsammlung des Fördervereins Kosakenmuseum Lienz findet am Sa, 24. Juni 2017 um 18.00 Uhr in der Tristacher Dorfstube statt.
Vielen herzlichen Dank für Ihre Spenden:
Ohne Ihre großzügige Hilfe könnten wir nicht existieren.
Vergelt’s Gott!
Werden auch Sie Mitglied im
Förderverein des Dr. G.Kobro-Kosakenmuseums Lienz!